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Wasserturm Genthin: Abriss oder weiter sanieren? Das sagen die Stadträte!

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 05.11.2022 / 07:03 Uhr von cl
Die Sanierung des Genthiner Wasserturms steht nicht zum ersten Mal auf der Kippe: durch ungeahnte Schäden im Bauwerk schießen die Kosten in Zukunft womöglich in die Höhe. Nun müssen alle Alternativen diskutiert werden - dazu gehört auch ein Abriss [hier alle Infos]. Der Stadtrat soll voraussichtlich im Dezember entscheiden, wie es mit dem Wasserturm weitergeht. Wir haben die Ratsmitglieder schon jetzt nach ihrer Sicht dazu gefragt:

Der Fraktionsvorsitzende der CDU im Stadtrat, Klaus Voth, erhofft sich jetzt eine intensive Behandlung der Problematik Wasserturm in den städtischen Gremien. Er hat uns zur aktuellen Lage folgende Einschätzung übermittelt:

„Zur abschließenden Bewertung über Erhalt oder Abriss des Wasserturms in Genthin fehlen mir derzeit noch fachlich und finanziell hinreichend gesicherte Auskünfte, die für so weitreichende Entscheidungen notwendig sind. Diese Informationen erwarte ich durch die intensive und ausführliche Behandlung der Problematik in den Gremien des Stadtrates.

Vom Grundsatz her bin ich für den Erhalt und die sinnvolle Nutzung von geschichtsträchtigen Bauwerken. Das bedeutet aber auch, dass rechtzeitig und auf Dauer in die Werterhaltung von Objekten investiert werden muss, gleichermaßen in der Stadt und den Ortschaften“, erklärt Klaus Voth.
Christoph Neubauer von der SPD erklärt im Namen seiner Fraktion, dass die Sanierung weiter voran gebracht werden muss. Gleichzeitig sollte aber auch ein Nutzungskonzept erarbeitet werden. Genauer teilte er dem Meetingpoint mit:

„Der Wasserturm ist identitätsstiftendes Wahrzeichen unserer Stadt Genthin und muss unter allen Umständen erhalten bleiben. Ein Abriss darf keine Alternative sein.

Bisher wurden bereits hohe Kosten durch die Sanierung verursacht. Diese würden bei einem Abriss umsonst sein. Es muss alles daran gesetzt werden, Mittel einzuwerben, um den Wasserturm erfolgreich zu sanieren.

Gleichwohl ist es aber auch wichtig, ein schlüssiges Nutzungskonzept zu entwickeln. Denn hohe Summen an Steuergeldern in den Turm zu stecken, nur damit er da steht und nicht genutzt wird, bringt keiner Bürgerin und keinem Bürger etwas“, verdeutlicht Christoph Neubauer.

Die Fraktion GRÜNE/ Ländliche Wählergemeinschaft Fiener fordert in Sachen Wasserturm nun vor allem Transparenz. Der Vorsitzende Lutz Nitz sagte dazu:

„Zur Frage Abriss Wasserturm, gibt es nur eine Antwort mit vier Buchstaben: NEIN!! Ich verstehe nicht, wie man in Genthin auf solch eine, mal vorsichtig ausgedrückt, tollkühne Idee kommen kann. Was jetzt aber dringend geboten ist, ist Transparenz zu schaffen.

Dazu gehört nicht nur das Gutachten auf auf den Tisch, sondern der Gutachter muss mit an diesen Tisch. Es ergeben sich doch viele Fragen. Eine wäre, warum man erst während der Sanierung auf viele Probleme gestoßen ist? Dazu hat unsere Fraktion eine öffentliche Sitzung beim Vorsitzenden des Bau– und Vergabeausschusses beantragt.

Zum Verhältnis Kosten und Nutzen. Es ist unser Genthiner Wahrzeichen und bedeutet für viele Heimat, Identität und Tradition. Wie bei vielen Wahrzeichen in Deutschland ist der ideelle Wert für eine Stadt oder Region nicht mit Kosten und Zahlen zu berechnen. Ein Wahrzeichen ist nicht durch Kosten zu definieren, sondern nur an dem WERT, den es den Bürgern bedeutet. Anders ist es aber mit der Nutzung, da sollten wir uns mehr drum kümmern. Ein Wahrzeichen, das nur da steht, ist selbstverständlich nicht gerade gut. Hier sind Ideen und Diskussionen gefordert und nicht der Abriss!“ , so Lutz Nitz.

Die Rolle der zukünftigen Nutzung bringt auch die Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE ins Gespräch. Gabriele Herrmann teilte dem Meetingpoint mit:

„Der Wasserturm hat für viele Genthiner eine emotionale Bedeutung. Deshalb muss eine sorgfältige Abwägung der weiteren Schritte erfolgen und der Erhalt sollte dabei die Zielstellung bleiben. Dennoch darf damit die Diskussion nicht enden. Meiner Meinung nach muss auch über die künftige Nutzung entschieden werden. Für die Erhaltung eines Denkmals ist seine Nutzung eine wichtige Voraussetzung“, macht Gabriele Herrmann deutlich.

Auch Falk Heidel, noch bis Mitte November Vorsitzender der Fraktion Wählergemeinschaft Genthin - Mützel - Parchen, hat Stellung bezogen. Aus seiner Sicht wäre man gut beraten, die Hysterie aus der Debatte zu nehmen. Der Abriss sei keine echte Alternative, sondern existiert nur auf dem Papier, so Heidel. Genauer teilte er dem Meetingpoint mit:

„Es kann sein, dass jetzt mehr Geld für die Sanierung ausgegeben werden muss. Damit muss man leben und damit können wir auch leben. Der Turm muss wieder ertüchtigt werden. Im Nachgang wäre es auch sinnig, wenn ein Konzept dafür vorliegen würde, das sagt, wie man den Turm auch gewinnbringend betreiben kann. Sowohl aus touristischer Sicht, als auch aus kaufmännischer Sicht. Das ist durchaus möglich, andere Städte zeigen uns das auch.

Also, ran an’s Werk! Jetzt muss erstmal berechnet werden, was das kostet. Und dann würde ich mir einen Bürgermeister wünschen, der losmarschiert und alle Hebel in Bewegung setzt, um die Gelder dafür klar zu machen. Auch das haben andere Städte schon gezeigt, um zum Beispiel mal nach Burg zu schauen. Eine gewisse Hysterie ist in der Debatte unangebracht. Erstmal abwarten, was es kostet und dann handeln. Aus meiner Sicht ist der Wasserturm nicht in Gefahr. Es dauert nur etwas länger und kostet etwas mehr. Damit muss und kann man auch leben“. Falk Heidel erhofft sich nun eine aktive Arbeit der Verwaltungsspitze für den Wasserturm.

Auch die CDU Genthin als größter politischer Verband in der Stadt, hat die aktuellen Entwicklungen um den Wasserturm mit Sorge zur Kenntnis genommen. Der Vorsitzende Alexander Otto hat auf unsere Anfrage folgendes erklärt:

„Der Wasserturm ist ein einzigartiges Bauwerk, das Wahrzeichen unseres Genthins. Mit ihm ist ein großer Teil der Stadtgeschichte verbunden. Er spiegelt die Identität unserer Stadt weit über die Region hinaus. Kritiker monieren, er habe keine besondere Funktion und wir hätten ihn anstelle der Sanierung abreißen sollen. Ich sehe das grundlegend anders!

Dank der Bemühungen unseres ehemaligen Bürgermeisters, Thomas Barz, und dem damaligen Landesverkehrsministerium unter Thomas Webel, konnte eine Förderung gesichert werden, die den städtischen Haushalt nur minimal belasten sollte. Folglich war die Entscheidung absolut richtig, eine Sanierung anzustoßen. Leider verlief der Prozess in den vergangenen Jahren mehr als schleppend. Der aktuelle Baustopp ist der Höhepunkt eines traurigen Werdegangs.

Der Bürgermeister muss nun alles in seiner Macht stehende tun, nach Magdeburg fahren und wohlwollend mit dem Fördermittelgeber die Probleme und die Möglichkeiten besprechen. Es kann weder im Interesse des Ministeriums bzw. des Landes, noch im Interesse der Stadt Genthin sein, den Wasserturm nach dieser Odyssee, nach den bereits getätigten Ausgaben und der fortgeschrittenen Sanierung im oberen Bereich, abzureißen.

Genthin wäre damit ein Platz im Schwarzbuch der Steuerzahler sicher und ich persönlich rufe dann Mario Barth an, denn ein solcher Vorgang wäre den Bürgern unserer Stadt nicht vermittelbar“, so Alexander Otto.

Der Bauausschuss der Stadt Genthin wird am kommenden Montag genauer zum Thema Wasserturm beraten. Die Sitzung beginnt um 17 Uhr im Rathaus, ihr könnt beim Öffentlichen Teil dabei sein.
Wir sind für euch dabei und berichten, wie es dann weiter geht!

Bilder

Foto: Leser
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