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Ein Igel isst keinen Apfel

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 06.05.2024 / 12:20 Uhr von mz/pm
Wer kennt das Bild nicht, ein Igel mit einem Apfel im Stachelkleid. Dieses Bild ist in den meisten Köpfen tief verankert und viele ziehen daraus, dass Igel Äpfel fressen. Aber Igel fressen kein Obst und Gemüse, denn sie sind Fleischfresser.️ Mehr Tipps dazu von Igelexpertin Stefanie Jaksch:

Ihr Verdauungstrakt ist nur auf tierische Nahrung ausgelegt und somit können Igel pflanzliche Nahrung gar nicht verwerten.

Sieht man einen Igel am Obst oder Gemüse, so sucht er sich dort lediglich die Insekten, die sich dort herumtreiben.Bei langen Dürreperioden kann es aus Wassermangel heraus vorkommen, dass Igel Obst zu sich nehmen, dies dient aber nur dazu, den Wasserhaushalt im Körper aufrechtzuerhalten und erfolgt nur aus der Not heraus. Menschen, die flache Wasserschalen im Garten aufstellen sind ein wahrer Gewinn für die Igel und alle anderen Lebewesen.

Doch was fressen die Stachelnasen in der Natur überhaupt?
Igel ernähren sich hauptsächlich von Insekten, dabei stehen Laufkäfer ganz oben auf ihrem Menüplan. Aber auch Larven von Nachtfaltern, also Raupen, sowie Spinnen, Schnaken, Hundert- und Tausendfüßler, Ohrwürmer, sowie Asseln sind Teil seines Nahrungsspektrums. Ein ausgewachsener Igel benötigt pro Nacht 200 bis 300 Insekten, um satt zu werden.

Von Zeit zu Zeit fressen sich Igel auch gern mal durch ein Mäuse- oder Rattennest. Sie verspeisen auch schon mal Vogeleier von Bodenbrütern und sie können auch schon mal unvorsichtige Vögel, z.B. am Boden hockende Ästlinge erbeuten. Auch kleinere Reptilien oder Amphibien nehmen sie, sowie Aas.

Auch sind Igel als Schnecken- und Regenwürmerfresser bei vielen bekannt. Und da so manch einer einiges an Schnecken und Regenwürmer im Garten sichtet, verstehen viele nicht, warum das Insektensterben für die Igel so ein Problem ist, schließlich können sie ja die Regenwürmer und Schnecken fressen...

Allerdings sind Schnecken und Regenwürmer- lediglich Notnahrung für die Igel und werden nur gefressen, wenn sie nichts anderes finden oder mal als kleinen Snack. Da die Stachelnasen durch das Insektensterben aber immer weniger Laufkäfer und Co finden, müssen sie immer öfter auf Schnecken und Regenwürmer als Hauptnahrung zurückgreifen.

Aber was ist daran auch so schlimm?Dies fragen sich bestimmt einige. Das Problem ist, dass Schnecken infektiöse Larven von Lungenwürmern sowie dem gefährlichen Darmsaugwurm enthalten. Und Regenwürmer sind Überträger von Haarwürmern.

Nehmen Igel Regenwürmer und Schnecken nur zusätzlich mal als Snack auf, ist das für einen gesunden Igel kein Problem, den der Körper wird mit einem gewissen Maß an Parasiten gut fertig.

Ist eine Stachelnase aber schon geschwächt zum Beispiel durch Unterernährung, wie es ja inzwischen leider zum großen Teil der Fall ist oder müssen sie aus Mangel an ihrer Hauptnahrung vermehrt Schnecken und Regenwürmer🪱 zu sich nehmen, so nehmen die Innenparasiten überhand und werden schnell lebensgefährlich.

Deshalb ist es wichtig, dass die Stachelnasen ihre Hauptnahrung zur Genüge finden.

Dafür braucht es natürliche Ecken, wo nicht nur die Igel einen Lebensraum finden, sondern auch Insekten. Es bedarf heimische Pflanzen, damit die Insekten Nahrung finden. Und Käfer benötigen Unterholz und Totholz für die Aufzucht ihrer Nachkommen.

Laufkäferlarven ernähren sich übrigens von Schnecken, somit sind Schnecken durchaus eine wichtige Grundlage für Igel, aber eben nicht direkt als Nahrung für die Igel, sondern als Nahrung für die Laufkäferlarven und die Laufkäfer sind dann wiederum Nahrung für die Stachelnasen.

Da es aber in nächster Zeit wohl keine sprunghafte Erholung der Insekten geben wird, benötigen die Igel dringen Unterstützung mittels Futterstellen.

Zum Zufüttern eignet sich:

getreidefreies Katzennassfutter (Pastete) mit mindestens 60% Fleischanteil. Bitte kein Katzenfutter mit Soße oder Gelee, da die Igel davon Durchfall bekommen.

hochwertiges Katzentrockenfutter
schlabbrig angebratenes Rührei
gekochte Hühnerschenkel
gebratenes Rinder-/Geflügelhakfleisch

All das hilft den Stachelnasen, damit sie uns nicht verhungern. Wer Angst hat, er füttert die Nachbarkatze mit, wenn er einen flachen Teller herausstellt, der kann sich ein Futterhaus für Igel bauen oder auch kaufen.

Das Futterhaus muss zwei Eingänge haben und sollte ein Innenmaß von 50x35cm haben. Man kann die Futterhäuser auch mit Labyrintheingang, sowie Rattenklappen bauen bzw kaufen, sodass wirklich nur die Stachelnasen an das Futter kommen.

Im Handel gibt es auch Schlafhäuser die gleich mit einer Futterkammer versehen sind, also das der Igel im Schlafhaus dann quasi auch gleich das Buffet nebenan hat. Dies sollte man allerdings nicht machen, denn das Futter bzw Futterhaus sollte immer etwas entfernt vom Schlafplatz des Igels sein, damit keine anderen Tiere vom Geruch angelockt werden und den Igel beim Schlafen stören bzw ihn verletzen.

Zu trinken bitte immer nur Wasser anbieten!
Den Igel sind von Geburt an Laktoseintolerant.
Die Muttermilch der Igelin ist zwar Eiweiß und Fettreich, aber nahezu laktosefrei.

Bietet man den Igeln Milch an, dann trinken sie diese zwar durchaus, allerdings bekommen sie dann ganz schlimme Bauchschmerzen und Durchfall und das wollen wir ja auf keinen Fall.

Bilder

Igelexpertin Stefanie Jaksch, Foto: privat
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