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Feuerwehr im Ausnahmezustand – In Bergzow verbrennt fast ein Mann, fast zeitgleich verunglücken drei Kammeraden aus Genthin bei der Anfahrt in Richtung Bergzow

  • Erstellt: 13.06.2023 / 21:47 Uhr von rp
Der Sommer steht kalendarisch vor der Tür, doch schon jetzt befindet sich die Feuerwehr im Bereich Genthin, Jerichow und Elbe-Parey fast tgl. im Einsatz. Zu dem dichten Einsatzgeschehen kam heute ein Unfall der Feuerwehr Genthin hinzu, bei dem drei Kammeraden mit ihrem Löschfahrzeug an der Wasserturmkreuzung in Genthin verunglückten. Eigentlich wollten die Genthiner die Feuerwehr zwischen Bergzow und Genthin unterstützen. Dort war ein Mensch in seiner brennenden Forstwirtschaftsmaschine eingeschlossen und ist dabei fast ums Leben gekommen.

Wie uns der Gemeindewehrleiter von Elbe-Parey, Steve Flügge, verriet, hat der Einsatztag heute morgen gegen 9 Uhr für die Feuerwehr in Ferchland begonnen, als es in einem Holzverarbeitungsbetrieb in Ferchland anfing zu brennen.

Fast zeitgleich, gegen 9:30 Uhr, kam dann schon der nächste Einsatz herein. Ein Forstbetrieb hatte die Leitstelle informiert, dass ein Mitarbeiter in einem Waldstück zwischen Güsen und Bergzow in seiner brennenden Forstwirtschaftsmaschine eingeschlossen war.

Gefahr im Verzug – Es ging um ein Menschenleben
Bei diesem Einsatz zählte jede Minute, da ein Menschenleben in Gefahr war. Denn wie Steve Flügge erzählte, war die Maschine so konzipiert, dass der Fahrer in Mitte seiner Maschine, in seiner Kabine sitzt und diese Führerkabine bei dem Fahrzeug im Neigungswinkel verändert werden kann. Das hatte der Fahrer zu dem Zeitpunkt auch getan. Das Gefährliche daran war jedoch, wenn die Kabine geneigt ist, sind die Ausgangstüren von den linken und rechten Aufbauten der Maschine blockiert. Als es dann anfing zu brennen, hatte die Kipp-/Neigungsfunktion der Maschine ebenfalls versagt, sodass der Mann die Fahrerkabine nicht mehr in die Ausgangslage bekam und dort gefangen war.

Lokalisation war enorm schwierig

Zum Glück konnte der Fahrer die Scheiben der Maschine soweit einschlagen, dass er sich teilweise selbst aus dem Fahrzeug befreien konnte. Wären, wie es zum Schlagschutz vor Bäumen nicht unüblich ist, Gitter vor den Fenstern angebracht gewesen, wäre der Mann vermutlich in seiner Maschine gestorben, wie uns Steve Flügge berichtete.

Denn die Feuerwehr hatte es schwer die Einsatzstelle schnell zu finden. Der Mann und die Firma des Mannes selbst, hatten keine ausreichenden Informationen zum Standort geben können. Denn der Mann befand sich schlussendlich mit seiner brennenden Maschine 4 km tief im Wald.
Hilfreich war ein bekannter Forstmitarbeiter der Feuerwehr, den die Einsatzleitung kontaktierte und der dann die richtigen Infos zum Standort des Mannes hatte. Wie Steve Flügge meinte, waren erst rund 400 Meter vor der Maschine Rauchwolken auszumachen, obwohl die Flammen teilweise schon sehr hoch waren. Der Mann selbst hatte sich durch das Einschlagen der Scheiben teils tiefe Schnittwunden und Prellungen zugezogen, als er versuchte aus der Maschine zukommen. Zudem erlitt er eine Rauchgasvergiftung.

Die Feuerwehr hatte vor Ort sofort angefangen den Mann aus der Maschine zu befreien und begann damit die Flammen am Fahrzeug und am Waldboden zu bekämpfen. Doch Benzin und Schmierstoffe haben bei der Maschine wie ein Brandbeschleuniger fungiert, sodass die Maschine vollständig ausbrannte und dabei 2.000m² Waldboden sich gleich mit entflammten. Hilfreich waren die mitgeführten Löschfahrzeuge der Jerichower und Pareyer Wehr, die zusammen 22.000 Liter Wasser vor Ort bereitgestellt haben. Zudem haben zwei Landwirte der Region mit eigenen Wassertanks die Löscharbeiten vor Ort unterstützt. Doch das Wasser hat schlussendlich nicht gereicht, sodass man eine 4 km lange Pendlerroute für den Wassernachschub einrichten musste.
Bis der Einsatz 15:30 Uhr abgeschlossen werden konnte, wurden schlussendlich rund 50.000 Liter Wasser verbraucht. Bei dem Einsatz wurden mit Derben, Parey, Zerben, Güsen, Bergzow und Ferchland sechs Ortswehren eingesetzt. Mit Genthin und Jerichow hatte man noch zwei Wehren aus der Nachbargemeinde angefordert. Leider kam es bei den Genthinern dann zu einem folgenschweren Unfall bei der Anfahrt.

Wie Steve Flügge sagte, hat man sich die ganze Zeit Sorgen um die Kameraden in Genthin gemacht, da man nur vom Unfall erfahren hatte und nichts genaueres über den Zustand der Kameraden wusste. Obwohl man dann auch nicht mehr damit gerechnet hatte, kamen dennoch die übrigen Kräfte Genthins, um beim Einsatz zu unterstützen. Auch für den Verlust des Löschfahrzeuges der Genthiner gibt es schon ein mündliches Versprechen aus Jerichow und Elbe-Parey. So will man immer dann versuchen in Genthin mit dem eigenen Löschfahrzeug auszuhelfen, wenn das heute verunfallte Löschfahrzeug zum Einsatz gekommen wäre.

Genthiner Feuerwehrleute hatten Glück im Unglück


Wie uns der Einsatzleiter und Brandschutzbeauftragte von Genthin, Achim Schmechtig, mitteilte, steht die Gesundheit der Kameraden an erster Stelle und es sind alle heil froh, dass keiner bei dem Unfall ums Leben gekommen ist. Denn wie Schmechtig ausführte, hätte der Unfall auch anders ablaufen können, gerade weil bei dem rund 30-Jahre alten Fahrzeug keine, wie heute üblich, stabilen Elemente, wie ein Überrollkäfig verbaut waren. Derzeit konnten bereits zwei Kammeraden aus dem Krankenhaus entlassen werden, nur der Fahrer ist noch in stationärer Behandlung. Aber auch ihm geht es verhältnismäßig gut, sodass er vermutlich auch bald aus dem Krankenhaus entlassen werden kann.

Wie Schmechtig meinte, sollte das verunfallte Löschfahrzeug im Rahmen der Fahrzeugbeschaffungsmaßnahme der Stadt Genthin bereits im kommenden Jahr ausgemustert werden. Doch das wird sich wohl noch eine Weile verzögern, denn dazu benötigt die Stadt einen genehmigten Haushalt. Erst dann kann das rund 650.000 Euro teure Fahrzeug ausgeschrieben werden. Der Ersatz des Fahrzeuges ist daher noch in weiter Ferne und verzögert sich mit jedem Tag, an dem Genthin keinen genehmigten Haushalt hat.

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