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Forstamt und Feuerwehr kämpfen gegen Waldbrände

Interview
  • Erstellt: 09.05.2022 / 08:03 Uhr von aw
Wie sich das Jerichower Land auf die Waldbrandsaison vorbereitet konnte uns Peter Sültmann (62) beantworten. Der Forstamtsleiter und Kreiswaldbrandschutzbeauftragte des Elb-Havel-Winkels spricht von einem lehrreichen 2018, Plänen für die Zukunft und von der Zusammenarbeit zwischen Forstamt und Feuerwehr.

Meetingpoint JL: Was gehört zu ihren Aufgaben als Kreiswaldbrandschutzbeauftragter?

Peter Sültmann: „Die erste Aufgabe ist das Ausrufen und Festlegen der Waldbrandgefahrenstufe. Diese rechnen wir nicht mehr selber aus. Wir bekommen sie ausgerechnet vom Deutschen Wetterdienst in Leipzig. Dann geben wir diese Information an verschiedene Institutionen weiter, wie bspw. an den Landkreis, an die einzelnen Verwaltungsgemeinschaften und Städte und auch an die Forstdienststellen.

Zudem nehme ich an verschiedenen Veranstaltungen teil, die mit der Funktion des Kreiswaldbrandschutzbeauftragten in Verbindung stehen. Dieses Amt haben übrigens insgesamt zehn Leute in Sachsen-Anhalt und man wird dazu berufen. Dann führen wir einmal im Jahr eine Waldbrandberatung durch mit verschiedenen Forstdienststellen oder Institutionen des Landkreises. Dabei ist dann auch die Polizei, der Kreisbrandmeister und der Leiter der Einsatzleitstelle vor Ort. Bei so einer Beratung wird besprochen, was in der vorherigen Saison für Probleme auftraten.

Die Saison geht vom 01.03. bis 30.09. Vor allem, wenn es Probleme in der Kommunikation gab, ist es unser Ziel diese aus dem Weg zu schaffen. Außerdem besprechen wir, wie oft es gebrannt hat, wie hoch eventuelle Schadenssummen sind, wie sich das Wetter entwickelt und wie viele Hektar brannten. Zum Teil gibt es gesonderte Vorträge, wie bspw. über die Problematik, dass der Brand auf Getreidefeldern oft auch in den angrenzenden Wald übergeht. Dabei gibt es für diesen Fall sogar eine Regelung, die den Brand verhindern soll. Um solche Felder soll es einen 5 m breiten Pflugstreifen zur Sicherheit geben. Ein weiteres Beispiel für einen spannenden Vortrag wäre der von der Kriminalpolizei, die uns berichtet, wie sie auf die Brandursache kommen und uns erklärt, worauf wir und die Einsatzkräfte achten können bei einem Einsatz. In dieser Waldbrandberatung wird auch besprochen, was im nächsten Jahr auf uns zukommt, ob etwas fehlt, erneuert wird oder gebaut werden muss.

Ansonsten darf ich auch an verschiedenen Feuerwehrveranstaltungen teilhaben, vereinzelt dort Vorträge halten und auch mit dem Kreisbrandmeister die Waldbrandübungen planen und durchführen.”

Meetingpoint JL: Wie bereiten Sie sich auf die Waldbrandsaison vor?
„Jedes Forstamt muss eine Waldbrandschutzordnung erstellen. Darin stehen allgemeine Dinge aus den Gesetzen, die zu beachten sind (Landeswaldgesetz und Waldbrandverodnung), aber auch Dienstpläne. Darin ist aufgeführt, wann welcher Revierförster Dienst hat. Oder auch, ob und wo es Unternehmen gibt, die beim Löschen helfen könnten. Welcher Betrieb z.B. ein Güllefahrzeug hat, wenn mal das Wasser ausgeht. Es gibt auch noch eine Liste aller Waldbesitzer, damit man diese im Ernstfall schnellstmöglich kontaktieren kann. Das haben wir auf der theoretischen Seite. Auf der praktischen Seite der Vorbereitung steht, dass das Forstamt im eigenen Bereich die Waldbrandschutzstreifen pflügen muss. Im Forstamt Elb-Havel-Winkel sind das 172 km und das Forstamt Nedlitz hat in etwa auch so viel zu Pflügen. Diese Schutzstreifen gibt es oft an vielbefahrenen Straßen, damit ein Feuer von der Straße nicht über den Boden in den Wald gerät.”

Meetingpoint JL: Wie kann man potenziellen Bränden noch entgegen wirken? Führen sie bspw. Kontrollen durch?
„Bei hohen Waldbrandgefahrenstufen achten wir darauf, dass die eben genannten Felder außen gepflügt sind und wir passen auf, dass die Schranken zu den Waldeingängen geschlossen sind. Das Befahren ist dabei absolut verboten und das Rauchen sowieso! Wenn die Waldbrandgefahrenstufe besonders hoch ist und der Wald gefährdet, dann machen wir auch Begehungen und Fahren so zu sagen auf Streife. Außerdem erinnern unsere Waldbrandschilder nochmal daran, wie hoch die aktuelle Gefahrenstufe ist und wie man sich im Wald zu verhalten hat.”

Haben sie aus dem Waldbrandsommer 2018 etwas gelernt, was sie jetzt anders machen?
„Nicht direkt, aber wir haben festgestellt, dass viele Löschwasserbrunnen versandet sind. Wir haben viele Flachspiegelbrunnen, die schon in der DDR erstellt wurden und durch die Grundwasserabsenkung bekommt man da jetzt nicht mehr genug Wasser raus. Insbesondere im Elb-Havel-Winkel haben wir in den letzten drei Jahren ca. 10 neue Tiefbrunnen gebaut, wofür die Kommunen auch Fördermittel bekamen. Da haben wir uns mit den Gemeinde- und Stadtwehrleitern zusammengesetzt und anhand der Waldbrandeinsatzkarte festgelegt, wo es Löschwassermöglichkeiten gibt, wo welche fehlen oder ersetzt werden müssen. Im Elb-Havel-Winkel sollen in dieser Saison noch 5 Brunnen gebaut werden.”

Wenn sie dabei so gut mit den Gemeinde- und Stadtwehrleitern kooperieren. Wie sieht die weitere Zusammenarbeit mit der Feuerwehr aus?
„Die Zusammenarbeit ist schon sehr eng. Wir nehmen ja nicht nur gemeinsam an Versammlungen teil. Es findet auch hier und da Waldbrandübungen statt. Geplant ist hoffentlich auch eine Stabsübung. Dabei fahren keine Fahrzeuge raus, dabei testen wir die Zusammenarbeit der Stabsstellen, mit der Kameraüberwachung, ob der Meldeweg von Einsatzleitstelle zur Feuerwehr klappt und dabei wir wollen herausfinden wie lange die Feuerwehr braucht, um zum Einsatzort zu kommen und daraufhin auch, wie lange der Förster dahin braucht. Das dient dem Ziel, dass ein Brand natürlich schneller bekämpft ist, wenn die Einsatzkräfte so schnell wie möglich vor Ort sind.

Revierförster sprechen auch mit den Ortswehrleitern, ob es bei ihnen Probleme gibt oder Technik kaputt ist. Es wird auch getestet, ob die Fahrzeuge durch die Waldwege passen und diese befahrbar sind. Ansonsten ist findet die Zusammenarbeit oft auch im Tagesgeschäft statt. Man wird auch mal eingeladen. Am Montag sind wir, mein Stellvertreter und ich, zur Gemeinde Elbe-Parey eingeladen. Dort findet die offizielle Übergabe des Waldbrandtanklöschfahrzeuges statt. Das ist ein ganz neues Fahrzeug, welches vom Land Sachsen-Anhalt beschafft wurde und nun dort zum Einsatz kommt.”

Meetingpoint JL: Geben sie zum Schluss noch eine Ausblick auf das Jahr 2022. Gibt es Veränderungen, sind sie gut vorbereitet und Wünschen sie sich etwas von der Bevölkerung?

„Es wird sich etwas ändern! Wir betreiben in Genthin immer noch eine Feuerwatch, eine kameragestützte Waldbrandüberwachung. Diese wird zum 30.06. beendet werden. Das Land hat eine neue Zentrale in Annaburg eingerichtet. Von dort aus werden alle Kameras im LSA betrieben.

Von unserer Seite sind wir gut vorbereitet. Nur beim Personal des gehobenen Dienstes sind wir doch etwas unterbesetzt im Landeszentrum Wald. Da haben gerade alle Länder Nachholbedarf.

Ansonsten möchte ich alle Waldbesucher bitten sehr umsichtig zu sein, vor allem bei höheren Waldbrandgefahrenstufen. Dass sie ihr Fahrzeug nicht mit in den Wald nehmen, nicht rauchen und an Waldrändern zumindest so parken, dass Einsatzfahrzeuge vorbei kommen.”

Bilder

Quelle: Peter Sültmann
Quelle: Peter Sültmann
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