Tafeln am Limit - 25,8% in Sachsen-Anhalt von der Armut bedroht
Stadtgeschehen
Erstellt: 03.11.2025 / 15:09 Uhr von ub
In der aktuellen Frage der Woche geht es um das wachsende Problem der Bedürftigkeit und das Leben in Armut. Die Zahl der Menschen steigt stetig an, allein in Sachsen-Anhalt sind mehr als ein Viertel der Menschen von der Armut bedroht, Tendenz steigend.
Das Sozialgesetzbuch (SGB II), Zweites Buch gibt im Absatz Bürgergeld, Grundsicherung für Arbeitsuchende, § 9 SGB II Hilfebedürftigkeit, folgende Definition „Hilfebedürftig ist, wer seinen Lebensunterhalt nicht oder nicht ausreichend aus dem zu berücksichtigenden Einkommen oder Vermögen sichern kann und die erforderliche Hilfe nicht von anderen, insbesondere von Angehörigen oder von Trägern anderer Sozialleistungen, erhält“.
„Bedürftigkeit“ setzt die Unmöglichkeit voraus, seinen Unterhalt aus eigenen Mitteln zu bestreiten (heißt es in § 1602 Absatz 1 des BGB), so dass eine finanzielle Unterstützung erforderlich ist.
Im Jahr 2024 waren rund 13,1 Millionen Menschen in Deutschland armutsgefährdet, was 15,5 % der Bevölkerung entspricht, berichtet das Statistische Bundesamt. Die Johanniter und der Malteser Hilfsdienst weisen darauf hin, dass ein Großteil dieser Menschen auf soziale Unterstützung angewiesen ist.
In Sachsen-Anhalt leben nach dem aktuellen Stand ca. 2,1 Millionen Menschen, demnach sind etwa 554.000 Menschen von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, was rund 26 % der Bevölkerung entspricht. Um bedürftige Menschen zu unterstützen, engagieren sich Organisationen wie zum Beispiel die Tafeln. Sie versorgen in unserem Bundesland jährlich etwa 60.000 Menschen mit Lebensmitteln, wobei die Nachfrage in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist. Die Zahl der Bedürftigen ist in den letzten fünf Jahren um 10 % gestiegen.
Die Tafel Magdeburg betreut ca. 6.000 Menschen. In der Region Magdeburg und Jerichower Land werden jährlich mehr als 120 Tonnen Lebensmittel an Bedürftige ausgegeben. Hinzu kommen Bekleidung und andere Sachleistungen. Die Unterstützung durch die Tafel kann in Anspruch wer den Bezug einer Sozialleistung, z.b. Grundsicherung, Wohngeld, oder Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz (Asylblg), nachweisen kann. Im Jerichower Land, ohne die Stadt Burg, bezogen (Stand 30. September 2025) etwa 850 Bürger Grundsicherung und in etwa 950 Fällen zahlte der Landkreis Wohngeld (Quelle: Landkreis JL). Alle diese Leistungen müssen beantragt werden, weshalb von einer Dunkelziffer auszugehen ist. In Magdeburg erhielten (Stand IV. Quartal 2024) insgesamt 2.870 Personen Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung nach dem SGB XII, 1.395 Personen erhielten Wohngeld (Quelle: Statistisches Landesamt).
Neben vielen anderen Organisation und Vereinen unterstützt auch die Tafel Bedürftige mit Lebensmittel- und anderen Spenden. In Magdeburg beschäftigt die Tafel aktuell vier Mitarbeiter in Festanstellung, 30 Mitarbeiter in Arbeitsgelegenheit/Mehraufwandsentschädigung (gefördert durch das Jobcenter). Hinzu kommen weitere 8 bis 10 Ehrenamtliche Helfer. Wie alle diese gemeinnützigen Einrichtungen stehen sie vor dem Problem der Abnahme von Spenden, gleichzeitig aber steigender Bedürftigkeit.
„Die Tafeln verstehen sich als Lebensmittelretter und das aus Überzeugung. Aus unserer Sicht ist es gut, Lebensmittel zu retten und nicht zu vernichten. In einem Land, in dem sich ca. 25% der Bevölkerung in Armutslagen befinden, stellt dies kein gutes Zeugnis aus. Als Tafeln werden wir behandelt wie Lebensmittelhändler. D.h. wir müssen im Zweifel für die herausgegebenen Lebensmittel haften. Die Tafeln sind angehalten nur Lebensmittel in den Umlauf zu bringen, die den Anforderungen der Lebensmittelhygiene entsprechen“ erläutert der Tafel-Landesvorsitzende Kai-Gerrit Bädje.
Anmerkung der Redaktion: Wir haben uns bei der Recherche für diesen Artikel auf die Tafel konzentriert, wohl wissend und schätzend, dass es viele weitere Organisationen, Vereine und Institutionen gibt, welche sich für die Unterstützung von Bedürftigen einsetzen.
So habt ihr in der vergangenen Woche gestimmt. Das Interesse war in der Abstimmung zwar nicht sehr groß, dennoch zeichnet sich ein eindeutiges Bild unter den 42 abgegebenen Stimmen.
Bilder
Foto: Tafel Sachsen-Anhalt
Kai-Gerrit Bädje, Landesvorsitzender der gemeinnützigen Tafeln in Sachsen-Anhalt, mahnt mehr Unterstützung durch das Land an.
Foto: Tafel Sachsen-Anhalt
So habt ihr in der vergangenen Woche gestimmt. Das Interesse war in der Abstimmung zwar nicht sehr groß, dennoch zeichnet sich ein eindeutiges Bild unter den 42 abgegebenen Stimmen.
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Ich bin deutsche Rentnerin, früher waren wir jeden Freitag in die Diakonie gewesen. Seit ca. anderthalb Jahren dürfen wir jeden 2. Freitag wiederkommen. Warum? Sind jetzt die Deutschen weniger wert. Hat jedenfalls den Anschein.
Es ist eine Schande, das es überhaupt Tafeln geben muss. Deutschland ist ein so reiches Land, und es ist traurig so etwas zu sehen, das es Menschen gibt die zur Tafel gehen müssen und das wir in Deutschland auch Obdachlose haben. Die Politiker sollten sich schämen. Aber andere Länder unterstützen, das können wir. Für die eigene Bevölkerung ist dann kein Geld mehr vorhanden. Und nicht zu vergessen, die Rüstungsbetriebe müssen ja auch überleben. Armes Deutschland.
Bei dem Lesen dieser Zahlen wird ein angst und bange. Über 500.000 Bürger/in im schönen Sachsen-Anhalt sind von Armut bedroht, insgesamt über 25-Prozent. Was hat eigentlich die CDU-geführte Landesregierung in den letzten 14 Jahren, unter MP Haseloff geleistet? Und nun soll es Herr Sven Schulze richten, der jeden Ort im Bundesland persönlich kennt und 5000 Telefonnummern als Netzwerkler hat? Bleibt nur zu hoffen, daß die Regierungsparteien in 2026 zu Recht abgewählt werden, denn mit der CDU geht unser Land auf Landes und Bundesebene in den Untergang.
Kommentare
Wally schrieb um 05:44 Uhr am 06.11.2025:
Leser schrieb um 18:29 Uhr am 03.11.2025:
Torsten B. schrieb um 16:47 Uhr am 03.11.2025: