Mit Marko Simon, dem Bürgermeister der Einheitsgemeinde Möser, setzen wir unsere Neujahrs-Interview-Reihe im Meetingpoint Jerichower Land fort. Wir sprechen mit den Ortsbürgermeistern der Region über ihre Erfahrungen, Herausforderungen und Ziele im vergangenen sowie angebrochenen Jahr.
Rückblick auf 2024
Meetingpoint: Wie haben Sie das Jahr privat und beruflich wahrgenommen?
Marko Simon: "Für mich persönlich und beruflich betrachtet stufe ich das vergangene Jahr als ein gutes Jahr ein. Natürlich zählt die neue berufliche Herausforderung als Bürgermeister der Gemeinde Möser zu den größten Aufgaben, denen ich mich bisher in meinem Leben gestellt habe. Ich denke, es ist daher völlig normal, dass dabei die eigenen Interessen für Hobbys und die Pflege von Freundschaften oft hinten anstehen mussten.
Für 2025 habe ich mir vorgenommen, mein persönliches Zeitmanagement deutlich zu verbessern und einige Prioritäten zu setzen. Sorgen bereitet mir, wie sicherlich vielen Menschen, die aktuelle weltpolitische Lage und nicht zuletzt die Situation in unserem eigenen Land. Ich hoffe, dass wir mit den anstehenden Bundestagsneuwahlen wieder eine gewisse Stabilität in Deutschland aufbauen können. Im Moment fühlt es sich wie ein Vakuum ohne definierte Zukunftsperspektive an."
Meetingpoint: Mit welchen Schwierigkeiten musste Ihre Gemeinde im Jahr 2024 klarkommen?
Marko Simon: "In meiner Jugendzeit gab es den Spruch: „Ohne Moos nichts los“, und daran hat sich bis heute nichts geändert. Als Gemeinde Möser standen wir rückblickend finanziell immer relativ gut da, doch durch gestiegene Kosten im Bereich Energie, Dienstleistungen und Materialbeschaffung hat sich das geändert. Einst gebildete finanzielle Rücklagen standen seit meinem Amtsantritt im Januar nicht mehr zur Verfügung. Somit konnten Investitionen im Haushalt 2024 nur über eine Kreditaufnahme gedeckt werden.
Auch die Personaldecke in der Verwaltung war in einigen Sachgebieten, besonders im Sachgebiet Bau, krankheitsbedingt sehr dünn. Trotzdem stand die Änderung des Flächennutzungsplans mit der Ausweisung von Flächen für Photovoltaik auf dem Programm. Durch personelle Umstrukturierungen ist es uns gelungen, diesen Anforderungen bisher gerecht zu werden, auch wenn andere Bereiche dabei hinten anstehen mussten.
Die zurückliegende Europa- und Kommunalwahl war für alle Wahlhelfer und Mitarbeiter eine absolute Herausforderung. Mit Mann und Maus haben wir uns der Situation bis in die frühen Morgenstunden gestellt. Hier geht mein besonderer Dank an alle Beteiligten. Zwei mittlere Hochwasserereignisse haben uns gezeigt, wie schnell die Natur uns vor Augen führt, wer eigentlich die Macht hat. Mir wurde dabei noch einmal persönlich bewusst, dass der Deichbau in Lostau kommen muss und das LHW hier Wort halten sollte. Unsere Gemeindefeuerwehr musste ihr Zusammenwirken bei Haus-, Garagen- und Flächenbränden unter Beweis stellen. Es hat sich gezeigt, dass jede getätigte Investition in den vergangenen Jahren Leben und Eigentum unserer Einwohner gerettet hat. Dafür möchte ich allen Einsatzkräften und Unterstützern danken."
Meetingpoint: Welche Meilensteine wurden 2024 erreicht?
Marko Simon: "Mit der Fertigstellung der Spiel- und Sportanlagen auf dem Grundschulgelände konnte die Situation für unsere über 400 Grundschüler deutlich verbessert werden. Auch wenn wir im Außenbereich in den nächsten Jahren noch einiges umsetzen müssen, kann sich das jetzige Ergebnis sehen lassen. Die Sanierung der Sporthalle auf dem Grundschulgelände wird die Lernbedingungen an unserer Schule ebenfalls deutlich verbessern.
Mit der Eröffnung der neuen Sparkassenfiliale in Möser konnten wir einen wichtigen Baustein der Infrastruktur wiederherstellen, an dessen Umsetzung unsere Verwaltung beteiligt war. Die neue Zusammensetzung der Gemeinde- und Ortschaftsräte ist natürlich für alle Mitglieder sowie die Verwaltung eine Herausforderung. Hier muss eine Vertrauensbasis bei allen anstehenden Aufgaben geschaffen werden. Nur durch ein Miteinander und gegenseitige Kompromissbereitschaft können wir zum Wohle unserer Einwohner arbeiten."
Ausblick auf 2025
Meetingpoint: Was wird in 2025 für Ihre Stadt wichtig?
Marko Simon: "In erster Linie wird es wichtig sein, die angestoßenen Bauprojekte umzusetzen. Dazu gehören die Sporthalle in Möser, der Anbau des Feuerwehrgerätehauses in Möser, die Straßensanierung in Körbelitz sowie der Start der Mehrgenerationenspielplätze. Die weitere Umsetzung des Fahrzeugkonzepts der Feuerwehren mit Standortinvestitionen in Hohenwarthe soll ebenfalls die Sicherheit unserer Bürger verbessern.
Dazu ist es essenziell, in den nächsten Wochen einen genehmigungsfähigen Haushalt für 2024 vorzulegen. Der Sozial-, Kultur- und Tourismusausschuss hat sich bereits in seinen ersten Sitzungen aktiv mit der Neuausrichtung der Jugendarbeit befasst, um zukünftig den Ansprüchen unserer Jüngsten gerecht zu werden. Außerdem möchte ich eine neue Betrachtung der finanziellen Beteiligung der Sportvereine an den Nebenkosten anstoßen, da die jetzige Abrechnung keine Planungssicherheit für die Vereine bietet und der Verwaltungsaufwand zu hoch ist."
Meetingpoint: Welche Herausforderungen sehen Sie für das Jahr 2025?
Marko Simon: "Die sinkenden Kinderzahlen werden uns weiterhin vor große Herausforderungen stellen. Unser Ziel war es, durch Personalversetzungen in den Hort und freiwillige Reduzierungen der Stundenzahl jedem Mitarbeiter die Möglichkeit zu geben, seinen Arbeitsplatz zu behalten. Ich hoffe, dass der Gesetzgeber diese Problematik erkannt hat, denn im nördlichen Sachsen-Anhalt zeigt sich überall das gleiche Bild der geringen Kinderzahlen. Eine Anpassung des Betreuungsschlüssels mit entsprechenden Zuweisungen an Träger und Gemeinden wäre ein wichtiger Schritt, um diesen Engpass zu überstehen. Ich bin sehr dankbar, dass die Mehrzahl unserer Mitarbeiter bisher an einem Strang gezogen hat, trotz finanzieller Einschnitte und Arbeitsplatzveränderungen."
Meetingpoint: Was ist Ihre persönliche Botschaft an die Bürgerinnen und Bürger?
Marko Simon: "Karl Valentin sagte einmal: 'Hoffentlich wird es nicht so schlimm, wie es schon ist!' Nein, liebe Einwohner der Ortschaften unserer Gemeinde Möser, so schlimm wird es meines Erachtens nicht. Bei mir persönlich ist das Glas immer halb voll, anstatt halb leer. Wir sind eine starke Gemeinschaft in unseren Ortschaften, und davon konnte ich mich im zurückliegenden Jahr selbst überzeugen. Ich wünsche uns allen Frieden auf dieser Welt, und dazu können wir alle durch ein friedliches, rücksichtsvolles Miteinander beitragen. Bleiben Sie gesund und hoffnungsvoll. Und wer einen Kinderwunsch für 2025 hegt, setzen Sie ihn bitte um!"
Wir danken Herrn Simon für das Interview.
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