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Neujahrs-Interview mit Jens Hünerbein, Bürgermeister von Gommern

Interview
  • Erstellt: 05.01.2025 / 12:03 Uhr von rt/rp
Mit Jens Hünerbein, dem Bürgermeister der Einheitsgemeinde Gommern, startet unsere Neujahrs-Interview-Reihe im Meetingpoint Jerichower Land. Wir sprechen mit den Ortsbürgermeistern der Region über ihre Erfahrungen, Herausforderungen und Ziele im vergangenen sowie angebrochenen Jahr.


Rückblick auf 2024

Meetingpoint: Wie haben Sie das Jahr privat und beruflich wahrgenommen?

Jens Hünerbein: "Bis zum 19. Dezember 2024 konnte ich das Jahr 2024 als durchaus gut und erfolgreich bezeichnen. Dann legte sich ein großer Schatten über das Jahr und wird leider als bleibendes, trauriges Jahr in Erinnerung bleiben. Diese Tat vom 20. Dezember vor unserer Haustür geht mir immer noch nah, sodass dies kaum in Worte zu fassen ist. Rückblickend war auch 2024 sehr termingeladen.

Viele schöne, aber auch anstrengende Veranstaltungen, Gespräche und Beratungen habe ich erleben dürfen, meist mit guten Ergebnissen. Manchmal könnte man sich mehrfach klonen, um alles wahrzunehmen. Privat lief das Jahr auch gut, unsere Kinder sind fleißig am Studieren und zum Jahresende gab es dann noch eine weitere Fellnase aus dem Tierheim, welche bei uns eingezogen ist. Somit sind wir nun tierisch mit zwei Hunden und zwei Katern, alle aus dem Tierheim, gut aufgestellt."

Meetingpoint: Mit welchen Schwierigkeiten musste Ihre Gemeinde in 2024 klarkommen?

Jens Hünerbein: "Von Schwierigkeiten möchte ich nicht reden, wenn, dann haben wir nur Herausforderungen vor uns. Zum Jahresbeginn starten bei uns regelmäßig die Haushaltsberatungen. Dass man hier mit einem Defizit von 850.000 € sich nicht sofort mit Applaus überschüttet sieht, ist klar. Jedoch haben wir im politischen Diskussionsprozess entsprechende Mehrheiten erreichen können, sodass eine Vielzahl von Sanierungs- und Investitionsprojekten umgesetzt wurden.

Auch die Kommunalwahlen waren eine Herausforderung. Es ist doch immer ein erheblicher Kraftakt, solche Mammutwahlen umzusetzen. Daher ein großes Dankeschön an alle Wahlhelferinnen und Wahlhelfer. Nun gilt es, mit den neuen Gremien sachorientiert und im Sinne unserer Einheitsgemeinde, diese weiterzuentwickeln. Spannend war auch die Diskussion und spätere Entscheidung zu den neuen Grundsteuerhebesätzen. Nach umfangreichen Debatten konnte auch hier ein Kompromiss gefunden werden.

Auch wir auf kommunaler Ebene haben mit Personalproblemen zu kämpfen. Wir befinden uns derzeit in einem Generationswechsel, und so ringen viele Kommunen, wie Städte und Gemeinden, Landkreise, Landeshauptstadt, Landesverwaltung und das Land selbst, um entsprechende Fachkräfte. Bisher ist es uns gut gelungen, unsere ausscheidenden Kolleginnen und Kollegen durch neues Personal zu ersetzen. Doch mit immer mehr Aufgaben oder auch zahlreichen Projekten kommen wir schnell an die Grenzen des Leistbaren."

Meetingpoint: Welche Meilensteine wurden in 2024 erreicht?

Jens Hünerbein: "Im Wesentlichen konnten alle Vorhaben und somit auch die Meilensteine erreicht werden. Dies betrifft insbesondere die Fertigstellung der Tartanbahn im Sportforum Gommern, die Straßenbaumaßnahmen in Vehlitz und Menz sowie die Ortsdurchfahrt Vogelsang, aber auch die vielen kleineren Dinge, wie die Graffitigestaltung des Toilettenhäuschens am Gommeraner Bahnhof.

Aber auch in Sachen Klimaschutz haben wir in eine große PV-Anlage auf dem Scheunendach im Verwaltungskomplex investiert und versorgen uns nun selbst. Die LED-Umstellung der Straßenbeleuchtung ist wieder vorangegangen.

Da das Steueraufkommen in 2024 sehr gut war, konnten weitere Maßnahmen im Bereich Grundschule, Straßenbau, Gebäudeinstandhaltung mit aufgenommen werden und somit das Geld auch wieder in die Wirtschaft zurückgegeben werden. Mit der Hebesteuersatzung konnten die rechtlichen Grundlagen für die Steuererhebung 2025 gelegt werden.

Es wurde ein Verkehrskonzept für den Bereich der Gommeraner Altstadt in Auftrag gegeben, um über die zukünftigen Verkehrsströme zu diskutieren, insbesondere vor dem Hintergrund einer eventuellen Fortführung eines Baugebietes oder der Notwendigkeit und Standort einer neuen Ehlebrücke. Weiterhin finden Untersuchungen zum Areal um das Volkshaus statt, auch mit der Frage einer möglichen neuen oder anderen "Ehlelandhalle"."

Ausblick auf 2025

Meetingpoint: Was wird in 2025 für Ihre Stadt wichtig?

Jens Hünerbein: "Wichtig ist für uns, dass wir eine Planungssicherheit haben und keine weiteren neuen Aufgaben übergeholfen bekommen bzw. merkliche Schritte der viel gepriesenen Entbürokratisierung eintreten. Mit Spannung erwarte ich das Ergebnis der Bundestagswahl und der sich hieraus ergebenden Regierungskonstellationen. Auch ein verabschiedeter und genehmigter Haushaltsplan ist wichtig, denn ohne würde es einen erheblichen Einschnitt in alle merklichen Bereiche geben."

Meetingpoint: Was sind die angestrebten Meilensteine in 2025 und welche Hürden müssen überwunden werden?

Jens Hünerbein: "Auch in 2025 werden wir in kleinen Schritten die Digitalisierung der Verwaltung voranbringen. So ist es seit Jahresanfang möglich, sich digital umzumelden. Weitere interne und mögliche externe Schritte werden folgen.

Eine weitere Herausforderung wird auch für uns die Kompensation der steigenden Tarifkosten sowie Betriebskosten sein. Insbesondere die Kosten im Kindertagesstättenbereich steigen bei gleichzeitigen Sinken der Kinderzahlen.

Auch die Diskussion um die Kreisumlagenhöhe wird wieder spannend, da unsere Leistungsfähigkeit eher sinkt. Ob hier, wie auch in anderen Gemeinden, der Klageweg beschritten werden muss, bleibt abzuwarten.

Ich freue mich, dass wir in 2025 gleich drei neue Feuerwehrfahrzeuge in den Dienst stellen können, für die Ortsfeuerwehren Nedlitz, Prödel und Gommern. In der laufenden Leader-Förderperiode 2021 bis 2027 wird nach nunmehr vier Jahren es hoffentlich möglich sein, die Bescheide zu erhalten, um unsere sieben Vorhaben mit einem Volumen von 560.000 € endlich umzusetzen. Der Bauhof wird in ein besseres Hallengebäude und neue Sozial- und Sanitärräume umziehen. Auch im Bereich der Radwegeinfrastruktur wollen wir große Schritte vorankommen. Wir hoffen auf die Bewilligung der Förderung für die Radwege Gommern–Vogelsang und Wahlitz–Klusdamm. Ebenfalls sind die ersten Planungsschritte für einen landesstraßenbegleitenden Radweg von Leitzkau nach Ladeburg angeschoben.

Also haben wir auch in 2025 viel vor und hoffen, dass wir alle Meilensteine erreichen und alle Hürden überspringen."

Meetingpoint: Was ist Ihre persönliche Botschaft an die Bürgerinnen und Bürger?

Jens Hünerbein: "Die Ereignisse von Magdeburg haben uns schmerzlich vor die Augen geführt, dass Terror auch vor unserer Haustür keinen Halt macht. Wir dürfen jedoch unser Leben nicht durch Hass und Angst bestimmen lassen. Vielmehr müssen wir friedvoll zusammenstehen, und das heute noch mehr als gestern.

Ich wünsche uns allen Gesundheit, doch was nützt uns diese, wenn einem Bomben und Patronen um die Ohren fliegen. Daher soll das Jahr 2025 im Zeichen des Friedens stehen. Leider stelle ich immer mehr fest, dass es weniger werden, die das "Wir" vor das "Ich" stellen. Daher bitte ich alle, sich auch um ihre umliegenden Nachbarn zu kümmern, auch wenn nicht alles harmonisch läuft. Einsamkeit macht krank, und ich glaube, jeder braucht Gesellschaft.

Unsere Gesellschaft lebt vom Ehrenamt. Vieles an Lebensqualität und -quantität fußt auf dem Ehrenamt. Daher danke ich allen ehrenamtlich Engagierten für ihr Tun im Sinne der Gemeinschaft, egal in welchem Bereich, und fordere alle anderen auf, einen guten Beitrag für unsere Gesellschaft zu leisten. Gehen Sie mit Zuversicht, Hoffnung und Zielen in das neue Jahr. Ob es besser wird, weiß ich nicht – es wird wieder anders. Jedoch haben wir es selbst in der Hand, es zu einem besseren zu machen."

Wir danken Herrn Hünerbein für das Interview.

Bilder

Fotoquelle: Einheitsgemeinde Gommern
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