Die Stadt Magdeburg lädt interessierte Bürger dazu ein, am kommenden Freitag um 16 Uhr am alljährlichen Gedenken der Opfer vom KZ Polte-Werk teilzunehmen. Am Mahnmal vor dem Gebäude Liebknechtstraße 66 wird an die über 3.000 Frauen und 600 Männer, die vom 14. Juni 1944 bis zum April 1945 in dem Lager inhaftiert waren, erinnert.
Oberbürgermeisterin Simone Borris wird aus diesem Anlass Worte des Gedenkens und der Mahnung sprechen.
„Der Nationalsozialismus in Deutschland muss für unsere Gesellschaft für immer eine Mahnung daran sein, dass sich solche Zeiten nicht wiederholen dürfen“, bekräftigt Simone Borris aus Anlass des Gedenkens. „80 Jahre nach der Einrichtung des Frauen-KZs in Magdeburg dürfen wir das, was wir heute Geschichte nennen, nicht als etwas annehmen, das weit hinter uns liegt. Wir müssen uns bemühen, dass die Taten und Ideen der Nazis moralisch nicht verjähren. Das Gedenken an die Opfer des Holocaust bedeutet für mich daher auch die Pflege unserer freiheitlichen Demokratie.“
Neben Gedenkworten der Oberbürgermeisterin und der Gleichstellungsbeauftragten Heike Ponitka werden Ellen Rublow, Vorsitzende des Frauenvereins BeReshith e.V., und Schauspielerin Bettina Schneider, Gleichstellungsbeauftragte des Theaters Magdeburg, Worte zur Erinnerung an die Opfer sprechen.
Zudem verliest Krzyzstof Blau, Integrations- und Migrationsbeauftragter der Stadt, einen Text von Lev Raphael, dessen Mutter Helena Klaczko im Alter von 26 Jahren im Magdeburger Frauen-KZ inhaftiert wurde, jedoch fliehen und in New York ein neues Leben beginnen konnte.
Musikalisch wird die Veranstaltung von Tabea Wollner begleitet. Nachdem die Sprecherinnen des Politischen Runden Tisches der Frauen und alle Anwesenden Rosen niedergelegt haben, wird es am Ende der Veranstaltung ein stilles Gedenken geben.
Hintergrund:
In der Liebknechtstraße 65-91 befand sich in der Zeit des Nationalsozialismus von 1944 bis 1945 ein Konzentrationsaußenlager des Rüstungswerkes Polte AG Magdeburg, des KZ Buchenwald und des Frauen-KZ Ravensbrück. Hier wurden über 3.000 Frauen und 600 Männer aus 11 Nationen, jüdischer und nichtjüdischer Herkunft, inhaftiert. Sie mussten als Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter in den Polte-Rüstungswerken unter unwürdigen Bedingungen arbeiten und wurden überwiegend in den verschiedenen Abteilungen der Munitions-Produktion eingesetzt.
Viele der Inhaftierten überlebten das Lager und den Todesmarsch nach Ravensbrück 1945 nicht. Von den über 3.000 Frauen des KZ Polte Magdeburg erlebten nur etwa 600 das Kriegsende. An sie und alle, die solche menschenunwürdigen Lager erleiden mussten, wird am 14. Juni erinnert.
Hintergrundinformationen zum Gedenktor:
Am 27. Januar 2008 wurde die erste Gedenktafel am Tor in der Liebknechtstrasse durch den damaligen Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper, Magdeburgs ehemalige Gleichstellungsbeauftragte Editha Beier und die Vorsitzende des jüdischen Frauenvereins BeReshit e.V., Ellen Rublow, eingeweiht.
Die Tafel erinnert an die Geschichte des Ortes. Der Künstler Ernst-Albrecht Fiedler hatte diese in Umsetzung eines Magdeburger Stadtratsbeschlusses entworfen und angefertigt. Der von der Betrachtungsseite aus rechte Torflügel scheint etwas offen zu stehen und symbolisiert den Freiheitswillen der Häftlinge des Lagers. Die scheinbare Öffnung des Tores lädt den Betrachtenden ein, zu verweilen und sich mit der Geschichte der Gedenkstätte zu befassen.
Seit 2021 informiert eine zusätzliche weitere Tafel auf der rechten Seite des Tores mit QR-Code und neuer Lichtanlage über die Geschichte des Lagers.
Seit 2009 veranstalten das Amt für Gleichstellungsfragen und Vertreter von Kulturprojekten und des Stadtrates sowie des Politischen Runden Tisches der Frauen gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstlern am 14. Juni die jährliche Gedenkveranstaltung am Tor.