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Lehrkräfte protestieren auf dem Magdeburger Domplatz gegen die zusätzliche Unterrichtsstunde

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 13.02.2023 / 17:00 Uhr von cl
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Sachsen-Anhalt (GEW) hat für heute in Magdeburg und für morgen in Halle zu Protesten der Lehrkräfte aufgerufen. Sie sollen laut dem Kabinettsbeschluss von Ende Januar zu einer Unterrichtsstunde mehr pro Woche verpflichtet werden [wir berichteten]. Die GEW hält dieses Ergebnis des Bildungsgipfels für frustrierend und hat die Kundgebungen deshalb aktiv vorangetrieben.

Die GEW will die Maßnahme der zusätzlichen Unterrichtsstunde pro Lehrkraft je Woche nicht akzeptieren. Die Lehrkräfte müssten damit die "unsägliche Personalpolitik" der Landesregierung der vergangenen Jahre wegtragen, heißt es in einer offiziellen Mitteilung der Gewerkschaft. Die Erhöhung soll nach Bestreben der Landesregierung nach den Winterferien umgesetzt werden.

Mit den Kundgebungen will man gegen jede Erhöhung er Arbeitszeit für die Lehrkräfte kämpfen. Das pädagogische Personal soll entlastet werden und die Arbeit soll anerkannt werden. Das fordert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Rund 2000 Lehrkräfte sind nach Polizeiangaben vor Ort heute der Kundgebung gefolgt. Darunter waren auch viele Lehramtsstudenten und Seiteneinsteiger. Die Gewerkschaft sprach sogar von bis zu 2500 Protestanten auf dem Domplatz.
Eine junge Lehrerin sagte dem Meetingpoint vor Ort, dass von ihrer Motivation im Studium heute kaum noch etwas übrig sei. Die Bedingungen in Sachsen-Anhalt seien nicht attraktiv. In einem anderen Bundesland könne sie mehr Gehalt bekommen und müsste dafür nicht noch mehr Stunden unterrichten. Die Qualität des Unterrichts könne so nicht auf hohem Niveau gehalten werden, sagte die junge Frau wütend.
“Eine Stunde mehr Unterricht ist viel mehr als eine Stunde. Dazu kommen Vorbereitung, Nachbereitung, Korrekturen - ich arbeite schon jetzt immer am Wochenende. Nun will man uns noch mehr Freizeit nehmen. So wird der Beruf nie familienfreundlich”, erzählte ein Gymnasiallehrer im Gespräch mit dem Meetingpoint.
Die GEW forderte alle Protestanten auf, der Landesregierung zu zeigen, dass hier vielfach falsch gerechnet wurde. Zu viele Fragen der Zukunft seien immernoch offen. Der GEW-Landesvorsitzende und Schulleiter in Genthin, Ingo Doßmann kritisierte die enorme Last für die Lehrkräfte und, dass dies weder von Bildungsministerin Eva Feußner noch von Ministerpräsident Reiner Haseloff (beide CDU) genügend ernst genommen werde.
Es sei nach Aussagen der Ministerin keine Arbeitszeiterhöhung, sondern vielmehr eine Verlagerung der Arbeitszeit, zitierte Doßmann. Dafür gab es Gelächter in den Reihen der Demonstranten. Die Rufe der Lehrkräfte werden auch in den kommenden Wochen und Monaten laut bleiben. Schon morgen protestieren auch die Lehrkräfte in Halle gegen die aktuelle Bildungspolitik in Sachsen-Anhalt.

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Kommentare

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    Michael Sommer schrieb um 23:01 Uhr am 13.02.2023:
    Nur der Vollständigkeit halber... Natürlich war der Protest federführend von den Kolleginnen und Kollegen der GEW organisiert, die sind nun mal die nach der Mitgliederzahl stärkste Bildungsgewerkschaft im Lande. Aber auch aus den anderen Verbänden wird lautstark protestiert! Ich habe als Vertreter des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) teilgenommen, auch Kolleginnen und Kollegen des Philologenverbandes habe ich getroffen. Sicher sind damit nicht alle teilnehmenden Verbände und Gewerkschaften genannt.
    Der Protest geht durch die gesamte Lehrerschaft! Wir sollen nun die seit Jahrzehnten völlig verfehlte Personalpolitik des Landes ausbaden, tolle Idee! Da kann ich gar nicht so schnell ... das formuliere ich jetzt lieber nicht aus.

    Michael Sommer
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      davedido schrieb um 21:06 Uhr am 13.02.2023:
      Hallo "das hasi",
      eigentlich wollte ich nicht auf ihr Niveau rutschen. Aber ich bin es langsam leid, mich von Leuten beschimpfen zu lassen, die von meinem Job keine Ahnung haben. Wir bilden unsere/vielleicht auch ihre Kinder nicht nur, nein, wir kümmern uns um 1000 andere Kleinigkeiten und so ganz nebenbei erziehen wir auch noch Kinder. Und alles was heute Nachmittag auf der Demo ablief, geschah in unserer Freizeit, ohne Überstunden und ohne Unterrichtsausfall. So ganz nebenbei: Vollpfosten schreibt man groß und das wissen nicht nur studierte Menschen.
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        Das hasi schrieb um 20:36 Uhr am 13.02.2023:
        Die armen Lehrer Konten sie für heute Nachmittag Überstunden schreiben oder haben sie ihre Freizeit opfern müssen ,das würde mir jetzt ser leid tun dann konnten sie sich auch gar nicht auf den Unterricht für morgen vorbereiten die armen Schüler. Wenn die studierten vollpfosten mal nen bißchen mitmachen würden würde es den Kindern in der Schule besser gehen.es müssten die Eltern nicht frei nehmen weil der Lehrer nen Brücken Tag braucht usw.
        • NEWS TICKER schrieb um 22:19 Uhr am 13.02.2023:
          ...... da ist der Deutschunterricht aber oft ausgefallen.
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        Gesine Gertler schrieb um 20:21 Uhr am 13.02.2023:
        Wie schon oft geschrieben oder gesagt, eine Stunde pro Woche mehr MIT den Schülern ist noch nicht Alles. Unterricht muss vorbereitet werden, er muss nachbereitet werden ( was lief gut, wo gab es Schwierigkeiten, haben die Schüler das Stundenziel erreicht etc.). All diese Fragen stellt sich ein Lehrer nach jeder Stunde!!!!! Mir sind meine Schüler sehr,sehr wichtig!!!!! Und das,denke ich,geht jedem Lehrer so,der mit " Herzblut" unterrichtet!!!!! Ich bin seit fast 40 Jahren im Schuldienst und die Arbeit mit meinen Schülern bereitet mir nach wie vor sehr viel Freude!!!! Leider ist das ganze politische " Drumherum" ( verfehlte Personalpolitik, Stellenausschreibungen des Landes Sachsen-Anhalt erst viel später als andere Bundesländer etc.etc.etc) der Grund,dass ich mit 63 in den Vorruhestand gehen werde. Eine Stunde erscheint!!!!! nicht viel. Aber wie erwähnt es hängt doch realistisch betrachtet viel mehr daran.
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          Torsten B. schrieb um 18:39 Uhr am 13.02.2023:
          Ein Trauerspiel sondergleichen, mit maßgeblicher Verantwortung vom Landesvater Haseloff der letzten 12-Jahre. Ob nun Dorgelow (SPD), Tullner oder Feußner (CDU), nichts hat und wird sich verbessern, eher ausgesessen und auf Zeit gespielt. Jedoch wird der Landtag mit CDU,SPD und FDP den Kabinettsbeschluss absegnen. Schließlich sind diese Herren und Damen persönlich nicht betroffen. Im Gegenteil, diesen pol. Eliten wurde noch eine qualitativ hochwertige Schulbildung in der DDR zuteil. Der heutigen Generation von Schülern, egal welcher Schulform, wird dies aus Kostengründen und Landesschulden verwehrt. Bildungspolitik gehört in Bundeshand, jetzt und sofort.
          • Gesine Gertler schrieb um 07:45 Uhr am 14.02.2023:
            Ich stimme Torsten voll und ganz zu!!! Bildung gehört definitiv in BUNDESHAND!!!!
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          Hmm schrieb um 17:25 Uhr am 13.02.2023:
          Die Protestaktionen hätte man ja auch in der vorigen Woche machen können. So wird es weiter auf dem Rücken der Kinder ausgetragen.
          • A.B. schrieb um 19:54 Uhr am 13.02.2023:
            Die Protestaktion fand nachmittags um 16.00 Uhr statt.