Bei Ernteschäden im Ackerbau denken viele zunächst an Pilzbefall oder Schadinsekten – doch zu einer der größten Bedrohungen der Landwirtschaft hat sich in den zurückliegenden Jahren die Feldmaus entwickelt. Allein in Sachsen-Anhalt waren 2020 über 100 000 Hektar Acker- und Grünland durch Feldmäuse stark geschädigt worden. Darauf weist der Bauernverband Sachsen-Anhalt hin. Auch in diesem Jahr haben Feldmäuse erhebliche Schäden verursacht. Zugleich gestaltet sich die Kontrolle der Schädlinge schwierig, da den Landwirten immer weniger Mittel zur Bekämpfung zur Verfügung stehen.
Welche Schäden die Feldmäuse verursachen und wie sie noch bekämpft werden können, darüber informierten der Bauernverband Sachsen-Anhalt e. V. und der Industrieverband Agrar e. V. (IVA) gestern auf einem Hoftag bei der Landwirtschaftlichen Betriebsgemeinschaft Oschersleben Interessierte aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft.
Betriebsleiter Sven Borchert, 1. Vizepräsident des Bauernverbands Sachsen-Anhalt, erläuterte: „Nach der letzten Massenvermehrung von Feldmäusen baut sich die Population aktuell wieder auf. Wenn wir unsere Bestände nicht schützen dürfen, wird es wieder zu Totalausfällen kommen. Die Handlungsmöglichkeiten von uns Praktikern werden maßgeblich durch die Politik vorgegeben. Diese muss praxisnahe Entscheidungen treffen, damit wir nicht im kommenden Jahr vor abgefressenen Feldern stehen.“
IVA-Hauptgeschäftsführer Frank Gemmer betonte, dass den Landwirten immer weniger Pflanzenschutzmittel zur Verfügung stehen: „Es gibt mit Zinkphosphid in Europa aktuell nur noch einen genehmigten Wirkstoff zur Kontrolle der Feldmaus – vor zehn Jahren waren es noch acht. Hinzu kommt: Anders als bei Herbiziden oder Fungiziden mangelt es in der Feldmausbekämpfung an zugelassener Ausbringungstechnik.“
Ähnlich düster sehe die Perspektive infolge hoher Wirkstoffverluste auch in anderen Bereichen des Pflanzenschutzes aus: „Das europäische Pflanzenschutzrecht hat hohe Zulassungshürden gesetzt. Wo Mittel in großer Zahl wegfallen, wird es für Landwirte immer schwieriger, ihre Kulturpflanzen zu schützen und günstige Nahrungsmittel zu produzieren“, so Gemmer
Kommentare
Christian schrieb um 12:42 Uhr am 27.10.2022:
Hier ist offenbar das Gleichgewicht der Kräfte gestört, wenn die Mauspopulation dermaßen ausufern kann. Zudem fehlen natürlich die strengen Winter, die man kompensieren muss.