Logo

124 Alarmierungen in 2021, ein neues Fahrzeug und Hoffnungen auf den Neubau der Wache: das war die Jahreshauptversammlung der Genthiner Feuerwehr

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 10.09.2022 / 07:03 Uhr von cl
Gestern Abend hat in Genthin die Jahreshauptversammlung der Feuerwehr stattgefunden. Neben Rückblicken aus dem vergangenen Jahr und zahlreichen Beförderungen, wurde auch ein neues Fahrzeug offiziell übergeben. Aber auch Zukunftsfragen beschäftigten die Kameraden – so ist ein neues Feuerwehrgerätehaus dringend von Nöten. Wir waren dabei:

Zu Beginn gab es zunächst eine Gedenkminute für die verstorbenen Kameraden. Anschließend resümierte der Ortswehrleiter Tobias Dürpisch das vergangene Jahr. In der Einsatzabteilung hatte die Ortswehr Genthin mit Stand Dezember 2021 25 aktive Einsatzkräfte. „Leider ist nur eine Frau dabei“, so Dürpisch. Das Durchschnittsalter der Kameraden lag bei 35 Jahren. 11 Kameraden seien mit einer Doppelmitgliedschaft dabei. Das heißt, sie sind eigentlich in einer anderen Feuerwehr aktiv, helfen aber, da sie in der Stadt arbeiten, die Tageseinsatzbereitschaft abzudecken. Vier Mitglieder gehörten Ende 2021 der Alters- und Ehrenabteilung an, die Jugendfeuerwehr zählte 15 Mitglieder.

Fahrzeuge haben hohes Alter erreicht
Tobias Dürpisch hatte außerdem die Nachfolge von Achim Schmechtig als Ortswehrleiter angetreten, sein Stellvertreter wurde Michél Lennertz. Fünf Großfahrzeuge und vier Kleinfahrzeuge gehören aktuell zum Fuhrpark, das Durchschnittsalter der Großfahrzeuge beträgt 26,8 Jahre. Tobias Dürpisch appellierte in diesem Zusammenhang an die Anwesenden aus Verwaltung und Stadtrat, das aufgestellte Fahrzeugkonzept auch umzusetzen. Die Kameraden hatten im vergangenen Jahr alle Hände voll zu tun: 124 Alarmierungen wurden verzeichnet.

Die meisten Einsätze an Donnerstagen
Insgesamt 99,5 Einsatzstunden gab es, 973,25 Mannstunden wurden geleistet. Durchschnittlich 12 Kameraden waren pro Alarmierung im Einsatz. In 66 Fällen wurde die Feuerwehr zu einer technischen Hilfeleistung, wie z.B. einer Türöffnung, zur Unterstützung gerufen. Und obwohl die Einsatzkräfte im vergangenen Jahr insgesamt 22 Personen retten konnte, kam für sechs Menschen jede Hilfe zu spät.

Tobias Dürpisch erinnerte an einen schweren Verkehrsunfall im Oktober 2021, bei dem ein Jugendlicher starb, und auch an andere Herausforderungen, wie erschwerte Bedingungen durch Schneemassen Anfang Februar vergangenen Jahres. Trotz Einschränkungen durch Corona wurden 35 Dienstabende abgeleistet. Ein kurioser Fakt: die meisten Alarmierungen fanden an einem Donnerstag statt.

Einsatzkräfte sind am Limit
Was sich der Ortswehrleiter für die Zukunft wünscht: mehr aktive Kräfte in der Einsatzabteilung. „Die viele Arbeit wird auf wenige Schultern verteilt. Oft mussten die Familien der Kameraden auf sie verzichten. Die Einsatzkräfte sind am Limit“, umschrieb Dürpisch die aktuelle Problematik. In diesem Jahr hat sich die Zahl der Einsätze nochmals stark erhöht, 192 Alarmierungen schlagen bereits Anfang September zu Buche.

Der Ortswehrleiter betonte eindringlich, dass der geplante Neubau der Feuerwache vorangetrieben werden muss. Die aktuellen Bedingungen sind alles andere als optimal für die Zukunft. Die Wache entspricht schon lange nicht mehr den gängigen Standards, es fehlt an Platz und moderner Ausstattung.

Genthiner und Altenplathower Feuerwehr wirken eng zusammen – aber wo bleibt die Wertschätzung?
Der Altenplathower Ortswehrleiter und zugleich neuer Stadtwehrleiter Christian Giese hat ebenso Bilanz gezogen: 12 Kameraden hatte die Ortswehr 2021 im aktiven Dienst. 62 Einsätze wurden geleistet, davon waren 18 Brandeinsätze. Die Ausbildungsdienste wurden in bewährter Form mit der Genthiner Ortswehr gemeinsam gestaltet – so wurden Kräfte und Wissen besser gebündelt. Auch ein Großteil der Einsätze wird nach wie vor gemeinsam bestritten.

In seiner Eigenschaft als neuer Stadtwehrleiter blickte Giese aber durchaus kritisch auf den Punkt der Wertschätzung für die geleistete Arbeit. „Alle Vorsitzenden der Stadtratsfraktionen waren zu unserer Versammlung eingeladen, nur zwei sind heute erschienen. Das finde ich sehr schade“, sagte Giese in Richtung der politischen Vertreter gewandt. Lediglich Udo Krause als Vorsitzender der Fraktion SPD-WG Altenplathow und Alexander Otto von der CDU-Fraktion waren der Einladung gefolgt.

Vorbildliche Öffentlichkeitsarbeit und erfolgreiche Jugendarbeit
Aber auch in Sachen Öffentlichkeitsarbeit ist die Feuerwehr aktiv. Unter anderem wurde Kamerad Michael Voth gedankt, der nach fast jedem Einsatz diesen als Bericht für die Medien zusammenfasst und als Pressesprecher dafür sorgt, dass die Arbeit der Feuerwehr öffentlich wahrgenommen wird und somit zumindest teilweise die Anerkennung erfährt, die Stadtwehrleiter Christian Giese bei den politischen Vertretern der Stadt vermisst. Aber auch in der Brandschutzerziehung in Grundschulen ist die Feuerwehr am Start. Außerdem ist ein Nachwuchsgewinnungs- und Imagefilm entstanden.

Jugendwart Christoph Köppen blickte in seiner Ansprache auf die umfangreichen Aktivitäten der Jugendfeuerwehr zurück. Köppen berichtete von erschwerten Bedingungen durch die Pandemie. Erst Mitte April 2021 konnte die Jugendfeuerwehr ihre Arbeit wieder aufnehmen. Dennoch wurde sich dann alle zwei Wochen zur Ausbildung getroffen. „Zu den Inhalten zählten unter anderem Wasserentnahmen aus Gewässern und die Ausbildung mit der Drehleiter.

Alle Jugendlichen erhielten außerdem eine interne Erste-Hilfe-Ausbildung“, so der Jugendwart. Das Hauptaugenmerk hat dabei stets auf dem gemeinsamen Lernen und dem Spaß an der Ausbildung gelegen. Auch an Wettbewerben haben die jungen Nachwuchskräfte erfolgreich teilgenommen.

Ehrungen und Beförderungen
Zahlreiche Beförderungen und Ehrungen standen an.
Zur Feuerwehrfrau-Anwärterin befördert wurde Celina Marx. Zu Feuerwehrmann-Anwärtern befördert wurden Sean Lennertz, Niklas Stamsky, Alessandro Engelhardt, Paul Helmeke, Florian Bülow und Marvin Bieschke.

Weitere Beförderungen in nächst höhere Dienstgrade erhielten die Kameraden Lukas Lechner (Feuerwehrmann), Colin Grundt (Oberfeuerwehrmann), Stephanie Drescher (erste Hauptfeuerwehrfrau), Markus Stähr (erster Hauptfeuerwehrmann), Christian Frankowiak (Hauptlöschmeister), Dirk Röber (Oberbrandmeister), sowie Christian Giese (Oberbrandmeister).

Für seine 10-jährige Mitarbeit erhielt Colin Grundt die Anstecknadel der Stufe 1, für 20-jährige Mitarbeit erhielten Immo Paschel, René Stübing, Sebastian Schmack und Christoph Köppen die Anstecknadel der Stufe 2. Für 30-jährige Mitarbeit wurden die Kameraden Ingo Heise und Matthias Schulze geehrt. Herbert Heise erhielt eine Ehrung für 50 Jahre Mitarbeit in der Feuerwehr. Ein Dank ging gestern Abend auch an den Stadtwehrleiter a.D. und Sachgebietsleiter für Brand- und Katastrophenschutz in der Stadtverwaltung, Achim Schmechtig, für seine langjährigen Dienste.

Ein neues Fahrzeug ist da! Aber wann kommt der Neubau der Wache?
Als neues Fahrzeug im Fuhrpark wurde ein Gerätewagen Logistik 1 der Marke IVECO begrüßt. Symbolisch wurde offiziell der Schüssel übergeben, im Einsatz war das neue Fahrzeug schon. Nun bestehen für die Feuerwehrleute wesentlich bessere Möglichkeiten zum Transport der Arbeitsmaterialien. Mit passendem Schriftzug erstrahlt der neue Gerätewagen Logistik bereits im Design der Genthiner Feuerwehr.

Bezüglich des lang ersehnten Neubaus der Wache konnte Bürgermeister Matthias Günther (parteilos) gestern lediglich vermelden, dass es eine europaweite Ausschreibung für die Planung geben wird. Aber die Stadtkasse sei weiterhin knapp bemessen. „Es gibt einige konkurrierende Projekte, wie Kindergärten“, so Günther. Stadtrat Alexander Otto (CDU) versicherte hingegen, dass der Neubau auf der Agenda seiner Fraktion ganz oben steht. „An uns wird es nicht scheitern. Aber die Kostenlage wird sich nicht unbedingt verbessern. Der politische Wille ist vorhanden, aber bei der finanzpolitischen Umsetzung haben wir harte Brocken vor uns“, so Otto.

Fazit
Ein herausforderndes Jahr 2021 liegt hinter den Feuerwehrleuten in Genthin. Neben der Corona-Pandemie war auch der schlechte Zustand des Gerätehauses immer wieder harte Realität. Die Hoffnungen auf einen Neubau und auf weitere, neue aktive Einsatzkräfte hat das Team aber noch nicht aufgegeben. Trotz personeller Veränderungen, schwierigen Wetterlagen und Lücken in der räumlichen Ausstattung, bleiben die Genthiner Feuerwehrkameraden verlässliche Partner für den Ernstfall, die zu jeder Tages- und Nachtzeit einsatzbereit sind.

Bilder

Dieser Artikel wurde bereits 2.037 mal aufgerufen.

Werbung