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Wegen Inflation: Haushalte im Kreis Jerichower Land verlieren 39 Millionen Euro

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 04.08.2022 / 08:00 Uhr von mz/pm
Inflation frisst Einkommen auf: Wegen rasant steigender Preise gehen den Haushalten im Landkreis Jerichower Land in diesem Jahr rund 39,2 Millionen Euro an Kaufkraft verloren – vorausgesetzt, die bisherige Teuerungsrate zieht nicht noch weiter an. Allein bei Lebensmitteln müssen die Verbraucherinnen und Verbraucher mit Mehrausgaben von 18,9 Millionen Euro rechnen. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mit.

Die NGG beruft sich hierbei auf eine regionale Kaufkraftanalyse des Pestel-Instituts (Hannover). Danach sind Menschen mit schmalem Portemonnaie besonders betroffen: In den 14.600 Haushalten, in denen im Kreis Jerichower Land Alleinerziehende und Singles mit einem monatlichen Nettoeinkommen von weniger als 2.000 Euro leben, belaufen sich die hochgerechneten Kaufkraftverluste – vom Heizen bis zum Einkauf im Supermarkt – bis Jahresende auf 8,6 Millionen Euro.

NGG-Regionalgeschäftsführer Holger Willem spricht von „alarmierenden Zahlen“. Durch die Preissteigerungen drohten soziale Verwerfungen, wenn die Politik nicht durch weitere, gezielte Entlastungen gegensteuere. „Vom Kellner bis zur Bäckereifachverkäuferin – Beschäftigte, die keine Spitzenverdiener sind, müssen derzeit jeden Cent zweimal umdrehen. Wer ohnehin schauen muss, wie er bis zum Monatsende durchkommt, bei dem schlagen die aktuellen Mehrausgaben enorm zu Buche“, so Willem.

Laut Pestel-Institut sind die gestiegenen Lebensmittelpreise ein besonderer Inflationstreiber: Der durchschnittliche Haushalt im Kreis Jerichower Land hat in der ersten Jahreshälfte allein bei Nahrungsmitteln eine Zusatzbelastung von 37 Euro im Monat zu tragen. Die Mehrausgaben für Energie belaufen sich auf monatlich 32 Euro, Mobilität verteuerte sich um acht Euro.

Nach Beobachtung der NGG treffen die Preissprünge im Supermarkt „ausgerechnet die Menschen besonders stark, die selbst mit Lebensmitteln arbeiten – ob im Restaurant, in der Brauerei oder in der Backwarenfabrik“. Zwar sei es der Gewerkschaft in diesem Jahr gelungen, durch Tarifabschlüsse etwa im Gastgewerbe kräftige Lohnerhöhungen zu erzielen. Die Inflation drohe jedoch, diese zunichte zu machen. „Was wir jetzt brauchen, sind spezielle Hilfen für Beschäftigte mit geringen Einkommen. Aber auch für Rentnerinnen und Rentner, Studierende und Arbeitsuchende. Die bisherigen Entlastungspakete der Bundesregierung reichen nicht aus. Die Ampel muss nachlegen“, fordert Willem.

Der Geschäftsführer der NGG-Region Magdeburg spricht sich für einen „Energiepreisdeckel“ aus, um Privathaushalte vor explodierenden Kosten für Gas und Strom zu schützen. Dabei müssten alle Entlastungen sozial ausgewogen sein. Willem: „Starke Schultern können mehr tragen als schwache. Deshalb wäre es auch konsequent, Reiche stärker an der Finanzierung der Krisenlasten zu beteiligen – zum Beispiel durch eine einmalige Vermögensabgabe.“

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Quelle: NGG
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Kommentare

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    Christian schrieb um 15:33 Uhr am 04.08.2022:
    Mittlerweile gibt es nicht mehr nur den brain-drain von Ost nach Westdeutschland, sondern in erschreckendem Ausmaß ziehen die jungen und gebildeten in Ausland, wo am Ende des Monats noch was vom Gehalt übrig bleibt und Wohlstand geschaffen werden kann.
    Wer meint, dass das der Politik zu denken gibt, ist leider zu enttäuschen.
    Generell ist Deutschland das Sehnsuchtsland für Transferleistungssuchende, nicht für Leistungsträger. Für jeden sichtbar und das Ende liegt auf der Hand.
    Aktuell wird es wohl ein kälter Herbst in den Stuben, hoffentlich ein heißer auf den Straßen. Ich schätze, mit den neuen Coronaverordnungen begründet, wird man dies versuchen zu unterbinden oder einzuschränken.
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      Torsten B. schrieb um 09:24 Uhr am 04.08.2022:
      Alles in allem selbstgemachtes Leid. Die EZB mit Frau Largarde an der Spitze hat versagt in ihrer Pflicht und Aufgabe, die Inflation auf 2-3 Prozent zu halten. Bis vor kurzem hat die EZB Staatsanleihen in Höhe von 60-Milliarden Euro pro Monat "aufgekauft", insbesondere der südeuropäischen Staaten und die Märkte mit billigem Geld geflutet. Die Konjunktur und Konsum sollten angetrieben werden. Da alle europ. Staaten je nach Wirtschaftskraft an der EZB hängen haften diese Länder finanziell. Im schlimmsten Fall ist die EZB bereits eine Bad-Bank. Es ist nur eine Frage der Zeit wann unser Finanzsystem implodiert und es zum Systemcrash kommt. Jedoch im kapitalistischen Wertesystem ein ganz normaler Vorgang. Schon der Euro war eine Fehlkonstruktion und hat seit seiner Einführung fast 50-Prozent Kaufkraft verloren (von 2002 bis 2012). Kein Vergleich zur stabilen D-Mark in über 50-Jahren der Bundesrepublik. Alles politisch gewollt und das jeweilige Volk haftet mit seinem Vermögen. Geht die desaströse Politik in Deutschland weiter voran, haben wir bald griechische Lebensverhältnisse!